Die Frage nach der gerechten Aufteilung des Straßenraumes auf die verschiedenen Modi des Verkehrs wird sehr oft nach irrationalen Argumenten entschieden. Dazu sei vorerst einmal der Begriff „Modi“ erklärt. Verkehrsmodi – Modal Split
Verkehrsmodi
Auf ein einzelnes Individuum heruntergebrochen kann man das Verkehrsgeschehen in verschiedene Abschnitte untergliedern. Egal ob man mit dem Auto, dem Fahrrad, dem Öffentlichen Verkehr oder dem Taxi (halböffentlicher Verkehr) unterwegs ist, oder eine Kombination daraus wählt, wird der Beginn und das Ende der Reise immer zufuß zurückgelegt werden. Und mit diesem Satz sind im großen und ganzen alle Modi des Verkehrsgeschehens aufgelistet. Ein Modus ist das Verkehrsmittel, mit dem eine Teilstrecke zurückgelegt wird. Verwischt wird die Grenze nur im Kombinierten Verkehr, wenn Menschen ihr Vehikel auf ihrer Reise auf ein anderes Vehikel mitnehmen. Also wenn Radfahrer ihr Rad in der U-Bahn, oder Autofahrer ihr Auto im Autoreisezug befördern. Da diese Arten der Reise eher selten anzutreffen sind, Kann man beim Platzverbrauch eindeutig davon ausgehen, dass jemand, der öffentliche Verkehrsmittel benutzt, weder zu Fuß geht, noch mit dem Fahrrad oder dem Auto unterwegs ist, und daher auch die entsprechenden Flächen im Straßenraum nicht beanspruchen kann.
Modal Split
Der Modal-Split beschreibt dementsprechend die Aufteilung der einzelnen und individuellen Wege, welche die Menschen Tag für Tag zurücklegen, auf die einzelnen Verkehrsträger. Diese Frage erscheint zunächst sehr einfach beantwortbar zu sein. Ist sie aber nicht. Denn zu welchem Modus rechnet man z.B. einen Weg zur Arbeit, wenn der arbeitende Mensch mit dem Auto zur P&R-Anlage fährt, dann mit einem öffentlichen Verkehrsmittel in das Stadtzentrum und von dort zu Fuß noch ein Stück zum Arbeitsplatz gehen muss? Die der Realität am nahe liegenste Darstellung wäre jene, die Länge des Weges entsprechend der verschiedenen Modi (aufgrund anderer Gesetzmässigkeiten wäre es sinnvoller die Zeit heranzuziehen) aufzuteilen und jede einzelne Teilstrecke seperat zu erfassen. Beim öffentlichen Verkehr, wenn man noch umsteigen muss, ist auch hier die Frage, rechnet man den ÖV-Weg der Straßenbahn, der U-Bahn, dem Bus zu?
Es hängt von der Fragestellung und der Erhebungsmethode ab, ob und wie genau man die Wege überhaupt erfassen kann. Aber das ist ein grundsätzliches Problem, wenn man sich Vorgänge genauer anschauen möchte.
Für Wien gibt es zum Modal-Split offizielle Zahlen: Modal-Split in Wien
Die Aufteilung des Straßenraumes
Die Diskussion, wieviel Raum im begrenzten Straßenraum nun den einzelnen Verkehrsträgern zugestanden wird, wird immer noch zugunsten des mIV, also des motorisierten Individualverkehrs – und hier zugunsten des PKW-Verkehrs – entschieden. Gehen Verkehrspolitiker wie auch Unternehmer davon aus, dass der Großteil des Verkehrsgeschehens mit dem Auto erledigt wird, so erliegen sie ganz einfach der Wahrnehmung die täuscht. Ein Auto, welches 23 Stunden am Tag am Straßenrand steht, nimmt nicht am Verkehrsgeschehen teil, es nimmt nur den Raum ein und verfälscht das Bild. Man wage nur einmal selber den Versuch und stelle sich zur Hauptverkehrszeit 20 Minuten auf eine Straße, wo auch Straßenbahn oder Autobus verkehren und zähle die Autos und zähle die Busse oder Straßenbahnen, welche in dieser Zeit den Standort passieren. Die Autos multipliziere man mit dem Faktor 1,3, Busse mit 70, Gelenksbusse mit 150 und und Straßenbahnen mit 200. Dann erhält man die Anzahl der Reisenden für diesen Zeitraum für die entsprechenden Verkehrsträger. Der tatsächliche Bedarf von Fahrbahnen tatsächlicher Fahrbahnbedarf in der Hasnerstrasse#Roseggergasse
tatsächlicher Fahrbahnbedarf
Wenn Sie schon öfter das Gefühl hatten, dass für Fußgeher, Radfahrer und den öffentlichen Verkehr irgendwie wenig Platz übrig bleibt, dann täuscht Sie dieser Eindruck nicht. Gerade im Winter, wenn es frisch geschneit hat, sieht man sehr gut, wie hoch der tatsächliche Platzbedarf für Fahrbahnen ist. Hier kommt auch der Effekt von Bodenmarkierungen auf die Fahrbahndisziplin wunderbar zur Geltung. Das erste Fahrzeug markiert sozusagen eine Fahrbahn, und alle weiteren Fahrzeuglenker und -lenkerinnen halten diese Fahrbahnbreite minutiös ein.
tatsächlicher Fahrbahnbedarf in der Hasnerstrasse#Roseggergasse An diesen beiden Fotos ist wunderbar zu sehen, dass nicht nur im Kreuzungsbereich große Flächen zwar für den Autoverkehr abmarkiert (Gehsteig als taktile Markierung) und reserviert sind, dieser Modus, diese Flächen aber gar nicht benötigt.
Das Denken der Verantwortlichen ist rational nicht nachvollziehbar. Es reichen relativ schmale Fahrbahnen, und den Rest des Straßenraumes kann man problemfrei anderen Verkehrsträgern oder Nutzungen zuführen. Führt man dies baulich auch so aus, muss man nicht einmal 30 km/h-Zonen verordnen, aus den schmalen Fahrbahnen ergeben sich automagisch diese Geschwindigkeiten (mit diesen geringeren Geschwindigkeiten sinkt auch die Unfallhäufigkeit und -schwere!).
Beobachten Sie beim nächsten Schneefall selber (solange der Schnee noch nicht weggesalzen wurde), wieviel Fahrbahn tatsächlich auf den Straßen und Kreuzungen notwendig wäre, auf denen Sie sich fortbewegen. Schulen Sie ihr Auge und sensibilisieren Sie ihren Geist. Und als „Hausaufgabe“ rege ich an, überlegen Sie sich andere Nutzungen für diese freiwerdenden Flächen und posten Sie ihre Überlegungen bei den Kommentaren.
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